Für die Frühjahrshauptprobe hat sich die Freiwillige Feuerwehr Meersburg mit der alten Kellerei des Winzervereins ein anspruchsvolles Objekt gewählt. Laut Übungsszenario sei bei Umzugsarbeiten ein Papierstapel umgekippt und habe sich an einer defekten Stromleitung entzündet.

Die Gruppenführer informieren ihren Trupp über die Situation im Gebäude und verteilen die Aufgaben.
Die Gruppenführer informieren ihren Trupp über die Situation im Gebäude und verteilen die Aufgaben. | Bild: Lorna Komm

Drei Menschen seien zu dem Zeitpunkt noch im Gebäude gewesen, von denen sich zwei an offenen Fenstern bemerkbar machen konnten. Die dritte Person werde im Treppenhaus vermisst, so die Übungsannahme. Der stellvertretende Kommandant Lars-Erik Mayer, der das Szenario ausgearbeitet und die Einsatzleitung innehatte, teilte das lang gezogene Gebäude in einen östlichen und westlichen Einsatzabschnitt auf.

Engstellen in der Unterstadt als Herausforderung

Auch die Fahrzeuge kamen aus zwei Richtungen in die Unterstadt gefahren und hatten aus beiden Fahrtrichtungen Engstellen zu passieren. Das westliche gelegene Unterstadttor ist dabei eine bekannte feste Größe, die aktuelle Baustelle am östlichen Eingang der Unterstadt ist dagegen ein temporärer Engpass.

Die Einfahrt durch das Unterstadttor ist schmal, aber machbar für die Löschfahrzeuge der Feuerwehr. Das große Fahrzeug mit der ...
Die Einfahrt durch das Unterstadttor ist schmal, aber machbar für die Löschfahrzeuge der Feuerwehr. Das große Fahrzeug mit der Drehleiter kam von der anderen Seite in die Unterstadt gefahren. | Bild: Lorna Komm

Trotz Kran und Bauzäunen konnte das große Fahrzeug mit der Drehleiter problemlos durchfahren. Eine eingeschlossene Person konnte über die Steckleiter aus dem relativ hoch gelegenem Fenster über der alten Keltereihalle im ersten Stock geborgen werden. Der zweite Mensch wurde mittels der Drehleiter aus dem Dachgeschoss gerettet, während die dritte, vermeintlich bewusstlose Person auf der Trage aus dem Treppenhaus gerettet wurde.

Jugendwehr mimt Patienten

Die drei von Mitgliedern der Jugendfeuerwehr gemimten Patienten wurden der Schnelleinsatzgruppe des Deutschen Roten Kreuz (DRK) übergeben. Bei zwei Personen wurden nur leichte Verletzungen angenommen, sie würden im Ernstfall mit etwas Sauerstoff versorgt, wenn sie Rauch eingeatmet hätten.

Atemschutzträgerin Julia Greinwald (links) probte unter realistischen Bedingungen und wurde deshalb auch – wie im Ernstfall – ...
Atemschutzträgerin Julia Greinwald (links) probte unter realistischen Bedingungen und wurde deshalb auch – wie im Ernstfall – medizinisch untersucht. Dazu führen die Mitglieder der Schnellen Einsatzgruppe des DRK unter anderem eine Blutdruckmessung durch. | Bild: Lorna Komm

Die bewusstlose Person aus dem Treppenhaus wäre im realen Fall in ein Krankenhaus gebracht worden. Auch die Atemschutzträger wurden von den DRK-Mitgliedern mit Blutdruck- und Pulsmessungen überprüft. Diese gesundheitlichen Überprüfungen wurden bei der Übung nicht gestellt, sondern wirklich durchgeführt.

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Szenario so realistisch wie möglich

Stellvertretender Kommandant Lars-Erik Mayer erklärte dazu, dass die Atemschutzträger ihre Geräte auch bei der Probe richtig anschlössen, um eine realistische Situation zu üben. „Die haben auch wirklich schwer geschafft“, sagte er, „da gehen wir auf Nummer sicher.“ Im Ernstfall hätte die Wehr noch Löschfahrzeuge aus Stetten und Daisendorf angefordert, erklärte Mayer nach Ende der Übung bei der Einsatzbesprechung.

Über die Steckleiter steigen die Feuerwehrleute in den ersten Stock, um die dort eingeschlossenen Personen zu retten.
Über die Steckleiter steigen die Feuerwehrleute in den ersten Stock, um die dort eingeschlossenen Personen zu retten. | Bild: Lorna Komm

Zudem wäre aus Markdorf ein weiterer Gerätewagen mit Atemschutzmaterial angefordert worden. „In dem Objekt befindet sich viel Holzausbau“, erklärte er dazu. „Da hätte ein Feuer viel Spielraum, um sich auszubreiten.“ Zudem ginge das Gebäude sehr in die Tiefe des Hangs und weiterhin sei die Bebauung in der Unterstadt sehr eng.

Da hätte auch das Nachbarobjekt mit dem Weinausschank geschützt werden müssen. Auf Nachfrage des stellvertretenden Bürgermeisters Peter Schmidt, ob es der Wehr bewusst sei, wie viel Holz, Kruscht und Krempel brandgefährlich im rückwärtigen Teil des Gebäudes gelagert sei, antwortete Kommandant Jan Junker: „Wir wissen bei einem Einsatz nie, was uns erwartet.“