Lange Zeit lebten die kleinen Fische unauffällig im Uferbereich, doch dann eroberten sie das Freiwasser und breiteten sich massenhaft aus. Mittlerweile sind mehr als 90 Prozent der Fische im Freiwasser Stichlinge. Dort macht die eingeschleppte Art den Felchen die Nahrung streitig und frisst deren Nachkommen.

Möglichst viele Stichlinge sollen abgefischt werden

2023 zeigte eine Studie, dass der kleine Raubfisch weit gefährlicher für den Felchenbestand ist als gedacht. Die Forscher fanden heraus, dass sich Stichlinge gerade im Winter und Frühjahr in erheblichem Ausmaß von Felcheneiern und -larven ernähren. Antworten gab es zuletzt auch auf die Frage, warum der Stichling sich vor zehn Jahren im Bodensee so massiv ausbreiten konnte. Die Ergebnisse unterstrichen die Dringlichkeit der Maßnahmen, die die Anrainerstaaten im Sommer 2023 beschlossen hatten.

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Diese sehen vor, den Stichling gezielt abzufischen. Gemeinsam mit dem Felchenfangverbot und weiteren Maßnahmen soll dies dazu beitragen, dass sich der Anteil an Felchen im See wieder dauerhaft erholt. Der Stichlingsbestand soll um 80 Prozent reduziert werden. Neben einem Pilotprojekt mit Kleinreusen im Schweizer Uferbereich, sollen die kleinen Räuber versuchsweise mit Schleppnetzen aus dem Obersee geholt werden.

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Wann ist mit ersten Ergebnissen zu rechnen?

„Von den Schweizer Kollegen werden aktuell die Versuche mit den Kleinreusen durchgeführt“, erklären Jan Baer und Alexander Brinker von der Fischereiforschungsstelle (FFS) in Langenargen auf Anfrage. Eine erste Zwischenbilanz dazu werde Mitte Juni bei der Internationalen Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) in Thusis/Schweiz gezogen.

Alexander Brinker, Leiter der Fischereiforschungsstelle in Langenargen
Alexander Brinker, Leiter der Fischereiforschungsstelle in Langenargen | Bild: Katy Cuko

„Die Vorbereitung der Schleppnetzfischerei durch die bayerischen Kollegen ist ebenfalls im Zeitplan“, betonten die Experten und ergänzen: Die Abfischung soll Anfang September 2024 starten.

Wie laufen die Versuche mit Kleinreusen ab?

„Die Kleinreusen wurden auf bekannte Laichplätze der Stichlinge gestellt, regelmäßig gehoben und die Daten aufgenommen“, so die Fischereiforscher. Geprüft werden soll im Zuge dieser Versuche auch, inwiefern Stichlinge zu Tierfutterkomponenten weiterverarbeitet werden können. „Zum aktuellen Stand dazu liegen bei uns keine Erkenntnisse vor“, heißt es aus Langenargen.

Jan Baer
Jan Baer | Bild: Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg

Wer ist alles an den Pilotprojekten beteiligt?

Die Schweizer Fischereiverwaltung und die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) sind für die Reusenfänge zuständig. Um die Schleppnetzfänge kümmert sich laut Jan Baer und Alexander Brinker federführend die Bayerische Fischereiverwaltung zusammen mit externen Netzexperten. Die Fischereiforschungsstelle in Langenargen steht eigenen Angaben zufolge beratend zur Verfügung und „verfolgt weiter die Entwicklung der Felchenbestände in allen Lebensstadien vom Fischei und der Larve bis zum fangreifen Fisch“.